Früherkennung und Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen:Ein Manifest für VeränderungWie könnte eine frühzeitige Erkennung und Diagnose vonHKE die aktuelle Prognose verbessern?Eine verzögerte oder versäumte Erkennung undDiagnose von HKE führt zu einem deutlichenAnstieg der Morbidität, der Mortalität und derGesundheitskosten. Dies führt häufig zu einervermeidbaren Verschlimmerung der Erkrankungbis in fortgeschrittene Stadien, wodurch dieBehandlung komplexer und weniger wirksamwird. Zudem können schwere gesundheitlicheKomplikationen auftreten, darunter ein erhöhtesRisiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle undandere lebensbedrohliche Ereignisse. 14, 15 HKEsind für mehr als 30 % der weltweiten Todesfällepro Jahr verantwortlich. 16 Diese Zahl könntedurch umfassende Strategien zur frühzeitigenErkennung und Diagnose gesenkt werden.¹⁷In England bspw. werden derzeit fast 80 % derHerzinsuffizienzpatienten in Krankenhäuserndiagnostiziert, obwohl 40 % der Menschenbereits zuvor Symptome aufwiesen, die durcheine frühere Untersuchung hätten erkanntwerden können. 17 Ebenso bleiben bis zu 50 %aller Herzklappenerkrankungen bei Menschenüber 65 Jahren auch in der routinemäßigenGrundversorgung unentdeckt. 18Es gibt inzwischen eine Vielzahl kostengünstigerMöglichkeiten, um HKE rechtzeitig zu erkennenund zu diagnostizieren. Die jüngsten Fortschritte inder Genetik und künstlichen Intelligenz sowie neueTechnologien im Bereich der kardiovaskulärenGesundheit bieten in Kombination mit traditionellenAnsätzen Möglichkeiten für eine frühereErkennung und Diagnose. Dennoch gibt es nachwie vor Mängel bei der Früherkennung undDiagnose von HKE. Innovative Initiativen, diesowohl traditionelle als auch neu entstehendeAnsätze zur Erkennung und Diagnose von HKEvoll ausschöpfen, könnten dazu beitragen,Symptome im Frühstadium zu erkennen und dieErgebnisse für Menschen mit HKE zu verbessern,insbesondere bei chronisch fortschreitendenErkrankungen wie Herzinsuffizienz. 19Früherkennung rettet Leben. Ich wusste, dassetwas nicht stimmte, aber es dauerte über einJahr, bis mir jemand glaubte. Wäre meineErkrankung früher erkannt worden, hättenSchmerzen und Leid vermieden werden können.Debra Clare,Community Ambassador, Her Heart, Australien8
GLOBAL HEART HUBMassnahmenMaßnahme 1: Durchführung öffentlicher Kampagnen zuden Risikofaktoren und Symptomen von HKEWAS KÖNNEN ENTSCHEIDUNGSTRÄGER TUN?Wir fordern Entscheidungsträger dazu auf,öffentliche Kampagnen zu den Risikofaktorenund Symptomen von HKE zu unterstützen. EineZusammenarbeit mit Patientenorganisationen undrelevanten Interessengruppen ist notwendig, umdie Wirkung dieser Kampagnen zu maximieren.Es wird empfohlen, dass Regierungen finanzielleMittel für öffentliche Informationskampagnenzu HKE bereitstellen, die unterschiedlichenBevölkerungsgruppen zugänglich sind. DieKampagnen sollten die Bevölkerung überHerzgesundheitschecks, Risikofaktoren undSymptome von HKE informieren und verdeutlichen,wann und wie medizinischer Rat einzuholen ist.Entscheidungsträger sollten diese Kampagnenin verschiedenen Bereichen wie Schulen undArbeitsplätzen umsetzen, um das Bewusstsein fürHKE zu steigern. Es ist zudem wesentlich, bei derEntwicklung dieser Kampagnen mit Patientenorganisationenund anderen zentralen Akteurenwie Krankenkassen und Gesundheitsdienstleisternzusammenzuarbeiten, um deren Reichweite undWirksamkeit zu erhöhen.WARUM IST DAS WICHTIG?Die mangelnde Kenntnis der Risikofaktorenund Symptome von HKE in der Öffentlichkeitist ein erhebliches Hindernis für dieFrüherkennung und Diagnose. Obwohl HKEweltweit die häufigste Todesursache sind 4 ,zeigen Forschungsergebnisse immer wiederein besorgniserregend geringes Wissen derÖffentlichkeit über HKE und deren Symptomewie Herzinfarkt, Herzklappenerkrankungen undHerzinsuffizienz 23 . Eine geringe Kenntnis derSymptome kann dazu führen, dass Betroffene erstspät einen Arzt aufsuchen, was sich negativ auf dieBehandlungsergebnisse auswirken kann. 24TIPPS ZUR UMSETZUNGEs wird empfohlen, dass Kampagnen zu Risikofaktorenund Symptomen von HKE Folgendesberücksichtigen:• Prägnante Botschaften, die sich einfach undverständlich an die Zielgruppe anpassen. Dazugehört, Botschaften vorab in Zielgruppen zutesten. Patienten mit HKE-Erfahrung solltenin die Kampagnenentwicklung eingebundenwerden, um durch persönliche Geschichtenmehr Wirkung zu erzielen.• Vielfältige Plattformen nutzen, um konsistentzu kommunizieren. Der gezielte Einsatz vonMedien (z. B. soziale Medien, Print) erzielt großeReichweite bei unterschiedlichen Zielgruppen.Einheitliche Kernbotschaften und Synergien auflokaler, nationaler, regionaler und globalerEbene erhöhen die Wirksamkeit.• Fundierte Informationen über HKE undRisikobeurteilung bereitstellen, die Prävalenz,Symptome, Risikofaktoren (inkl. genetischer,metabolischer und Lebensstil-Faktoren) erläuternund falsche Vorstellungen (z. B. die Annahmeeiner „selbstverschuldeten“ Erkrankung) richtigstellen.Diese Informationen sollen Menschenbefähigen, ihre kardiovaskuläre Gesundheit zubeobachten (z. B. durch Blutdruckmessungenoder EKG-Kontrollen zu Hause) und bei Bedarfmedizinischen Rat einzuholen.Schwerpunkt: Familiäre Hypercholesterinämie (FH)Bei erblichen Erkrankungen wie der FH fehlt es in der Bevölkerung an Wissen darüber, wie wichtig es ist, dieeigene Familiengeschichte in Bezug auf HKE zu kennen und wie sich diese auf das individuelle Risikoprofilauswirkt. 25 Hier sind öffentliche Informationskampagnen notwendig. Es sollte u.a. die Bedeutung einerfamiliären Vorgeschichte kardiologischer Ereignisse, einschließlich unerwarteter oder frühzeitiger Todesfälle,erklärt werden, bzw. wie ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko durch genetische Vererbung zustande kommt.So könnte mit früherer Erkennung von FH die Prognose verbessert werden. Dieser Aufruf wird in der PragerErklärung zur Umsetzung von FH-Screeningprogrammen für Kinder in ganz Europa bekräftigt. Darin wirdbetont, dass Regierungen umfassend in Initiativen investieren sollten, die das Bewusstsein für FH steigernund mehr Menschen zu FH-Screenings im Kindesalter motivieren. 269
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